Leere Schubladen: Lieferschwierigkeiten bei Medikamenten
Warum hat die Apotheke mein Arzneimittel nicht?
(Offenbach am Main, 11. April 2019) – Lieferschwierigkeiten bei gängigen Arzneimitteln sind ärgerlich – und mittlerweile häufig. Patienten erhalten ihr verordnetes Medikament in der Apotheke nur mit Verzögerung oder gar nicht. Dann müssen sie mit Hilfe des Arztes auf ein wirkgleiches anderes Arzneimittel umgestellt werden. Der HAV erklärt, welche vielfältigen Ursachen hinter den Lieferschwierigkeiten stecken
„Im Grundsatz verabschieden sich Arzneimittel-Hersteller aufgrund des zunehmenden Preisdrucks vom deutschen Markt“, erläutert Mira Sellheim, Patientenbeauftragte des HAV, „so entstehen die Lieferengpässe.“
Aus Kostengründen werden fast alle Ausgangsstoffe für die Arzneimittel nicht mehr in Europa, sondern überwiegend in Asien hergestellt. Zudem konzentriert sich die Produktion von Wirkstoffen oftmals auf sehr wenige Hersteller weltweit. Daher sind die Lieferwege nicht nur mit mehr Unsicherheiten behaftet, es kommt auch leichter zu Produktionsausfällen: Fällt ein Vorlieferant aus, können die entsprechenden Arzneimittel nicht produziert werden. „Dann kann ich meine Patienten nur mit sehr hohem Aufwand oder gar nicht versorgen“, so Sellheim.
Globalisierte Märkte und unterschiedliche Preisbildungssysteme für Fertigarzneimittel in Europa bewirken auch eine Veränderung der Warenströme. Arzneimittelhersteller, Zwischen- oder Großhändler liefern die Ware eher ins Ausland als nach Deutschland, wenn dort höhere Preise für die Arzneimittel erzielt werden können.
„Deutschland ist seit langem kein Hochpreisland für Arzneimittel mehr“, erläutert Sellheim. „Gerade im Gesundheitsbereich darf nicht um jeden Preis gespart werden. Wir müssen wieder zu einem guten Gleichgewicht von Kostensenkung und Versorgungssicherheit kommen!“
Auch die Konzentration auf einige wenige Arzneimittelhersteller, die durch die Rabattverträge der Krankenkassen beflügelt wird, macht anfällig für Lieferausfälle bei Antibiotika, Schilddrüsen-Präparaten, Hormonpflastern, Blutdruck- und anderen wichtigen Arzneimitteln.
Quelle HAV Offenbach